(geb. Waidhofen a.d. Ybbs, 06.02.1865, gest. Murau 23.04.1936), von Erich Hable
Zeit seines Wirkens als Bezirkstierarzt in Murau von 1889 bis zu seinem tragischen Tod im Jahr 1936 war Fest eine dominierende Persönlichkeit im öffentlichen Leben der Stadt Murau. Er stammte aus einer Lehrerfamilie in Waidhofen a. d. Ybbs, Niederösterreich, und wurde dort am 06. Februar 1865 geboren. Mit zehn Jahren kam er an das Gymnasium der Benediktiner in Seitenstetten, besuchte die Tierärztliche Hochschule in Wien und erhielt 1886 das Tierärztliches Diplom.
Seine erste Fachpraxis übte er durch drei Jahre in Drosendorf (NÖ) aus. Im Jahr 1889 wurde er zum Bezirkstierarzt für Murau ernannt und wirkte in dieser Funktion bis 1928. Über Ersuchen der Steiermärkischen Landesregierung verblieb er in dieser Funktion bis zu seinem unvermuteten Tod.
Trotz seines anstrengenden Dienstes galt sein besonderes Interesse der Pflanzenwelt des oberen Murtales, und im Verlauf der vielen Jahre im Gebiet wurde Fest zum Spezialisten für die alpine Flora des Bezirkes. Als Zeitgenosse von Dr. Fest in den Jahren 1931 bis 1936 hatte der Verfasser dieses Beitrages die Möglichkeit, Dr. Fest auf seinen Dienstgängen zu den abgelegenen Gehöften, einsamen Almen und schroffen Karen begleiten zu können. Dabei erlebte er als junger, für die Natur aufgeschlossener Lehrer durch die fachkundigen Hinweise Dr. Fest diese großartige Landschaft mit ihrer prächtigen Flora. Diese prägenden Eindrücke beeinflussten wesentlich seine weitere Lebenseinstellung und posthum sei dafür Dr. Bernhard Fest gedankt.
Zur Zeit von Dr. Fest war das Fotografieren der Pflanzen am Standort technisch noch nicht soweit ausgereift, dass das Foto als Beleg verwendet werden konnte, sondern man sammelte eine komplette Pflanze, presste sie und versah sie mit einer Etikette zu einem „Herbar“-Blatt. So brachte auch Fest im Laufe seiner mehr als dreißigjährigen Sammeltätigkeit ein für die Wissenschaft wertvolles Herbar über die gesamte steirische Flora zustande, welches er über Veranlassung von Univ. Prof. Dr. Franz Vierhapper im Jahr 1920 der Tierärztlichen Hochschule in Wien zum Geschenk machte.
Um vor allem steirische Schulen mit botanischem Anschauungsmaterial zu versorgen, begann Fest mit Oberlehrer Josef Genta aus Katsch und 20 weiteren Lehrern des Bezirkes mit der Herausgabe von Herbarlieferungen von Pflanzen aus der Steiermark. Bald jedoch stellte sich in der Praxis heraus, dass im Unterrichtsgebrauch eine Zusammenfassung der Pflanzen des Bezirkes erfolgreicher wäre, also begann Fest mit der Herausgabe eine Herbars für den politischen Bezirk Murau. Im Nachlass fanden sich drei umfangreiche Mappen über die Flora der Stolzalpe bei Murau. Diese sind in der „Forschungsstätte Pater Blasius Hanf“ als Gedenken an den großen Botaniker und Menschenfreund in Ehren verwahrt.
Seine Verdienste um die Botanik sind durch die Ernennung zum Ehrenmitglied der Tierärztlichen Hochschule zu Wien am 18.03.1933 und durch die wissenschaftliche Benennung mehrerer Pflanzen nach seinem Namen gewürdigt. Es sind dies: eine Weide, Salix Festii (herbacea x serpylliflora) Gayer; eine Königskerze, Verbascum Festii (lanatum x nigrum) Hayek; eine Thymian-Art, Thymus alpigenus, var. Festii, Kerner:
Dr. Fest war auch Mitglied der Zoologischen und Botanischen Gesellschaft in Wien und des Naturwissenschaftlichen Vereines in Graz. Mit seinem Namen ist auch der Nachweis eines Odinshühnchens (Phalarobus lobatus) – einer seltenen Schnepfenart – verbunden, welches Fest am 14. September 1893 am Leonharditeich erlegte und als für den Bezirk sehr seltene Art dem Naturhistorischen Museum in Wien widmete, wo die kritische Art von Dr. F. Spitzenberger bestimmt wurde.
In seinen jüngeren Jahren war Fest auch ein begeisterter Skipionier, der die Bergwelt des Bezirkes für den alpinen Skilauf erschloss. Denkwürdig in diesem Zusammenhang ist die Erstbegehung des Prebers (2.741) mit Schneeschuhen vor rund 100 Jahren mit seinem Freund aus Mürzzuschlag Toni Schruf am 18. und 19. März 1896. Für das öffentliche Wirken in Murau war Fest eine hochangesehene Persönlichkeit, die sich in Angelegenheiten aller Art große Verdienste erwarb, die von der Stadt Murau durch die Ernennung von Regierungsrat Fest zum Ehrenbürger gewürdigt wurde. Er war Gründungsmitglied (1894) und Obmann der Sektion „Murtal“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines, Ehrenmitglied des Wintersportvereines Murau, gründendes Mitglied der alpinen Gesellschaft „Stuhlecker“ und Gründer des Fremdenverkehrsvereines Murau.
In der schweren Zeit des Ersten Weltkrieges war Fest Vorstand der Erntekommission und Leiter der kriegswirtschaftlichen Abteilung der Bezirkshauptmannschaft. Überdies war er 40 Jahre Ausschussmitglied und sechs Jahre Vizepräsident der steirischen Gesellschaft für Pferdezucht. Ein besonderes auch heute noch wirksames Verdienst erwarb sich Fest durch die Initiative für die Errichtung der 9 km langen Straße von der Stadt Murau zum Krankenhaus auf der Stolzalpe.
Sein gastliches Haus in Murau und sein Jagdhaus am Etrachsee waren Treffpunkte für viele namhafte Botaniker und Freunde seiner Zeit, so z.B. Prof. Dr. Vierhapper, Gerichtsrat Julius Gayer, Dr. H. Neumayer, Prof. F. Knoll, Dr. Heinrich Handel-Mazzetti und Dr. K. Ronninger. Mit 65 Jahren heiratete Fest seine langjährige Wirtschafterin Stepfanie Deuschl. Die Hochzeit wurde mit zahlreichen Freunden am Etrachsee gefeiert.
Seinen Beruf übte er mit selbstloser Hingabe und ohne Scheu bei ärgsten Wetterunbilden aus. Dies war auch indirekt die Ursache seines Todes. Auch im Ruhestand führte er noch immer die Schutzimpfungen gegen Tierseuchen durch. Im April 1936 fischte er am Murufer, rutschte unversehens in die hochwasserführende Mur, nahm sich aber nicht die Zeit, die Kleider zu wechseln, weil dringende Impfungen zu machen waren. Die Folge davon war eine tödlich verlaufende Lungenentzündung.
Zum Zeichen der Trauer über den Tod ihres Ehrenmitgliedes hisste die Tierärztliche Hochschule in Wien drei Tage lang die Trauerfahne. Die Sektion „Murtal“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines ehrte Fest bleibend durch die Benennung der Gipfelhütte auf der Frauenalpe bei Murau als „Bernhard-Fest-Hütte“ und durch die Enthüllung einer Gedenktafel zu Ehren ihres Gründers.