Seit der Gemeindestrukturreform 2015 gehören die Ortsteile Laßnitz und St. Egidi zur neuen Stadtgemeinde Murau.
Laßnitz
1181 wird anlässlich eines Grundtausches durch Dietmar III. in Laßnitz erstmals die für Murau so wichtige Familie der Liechtensteiner erwähnt. Die alte Straßenführung war sicher maßgeblich für die Gründung der Ortschaft Steirisch Laßnitz. Von der Landstraße von Murau nach St. Lambrecht und weiter nach Neumarkt zweigte hier ein Saumpfad über den Priewaldsattel nach Kärnten ab. Dieser Weg war vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit eine wichtige, kurze und daher viel begangene Verbindung nach Friesach, um z.B. Salz von Hallstatt weiter in den Süden zu transportieren.
Laßnitz grenzt an das Kirchdorf Kärntnerisch Laßnitz und somit an das Bundesland Kärnten, die Landesgrenze stellt der Priewaldbach der, der durch beide Ortschaften fließt. Die Bevölkerung kennt diese Grenze im Gemeinschaftsleben aber nicht, denn bei Feuerwehr, Musikkapelle, der Frauenbewegung, Kameradschaftsbund und Prangerschützen etc. kommen die Mitglieder aus beiden Ortschaften zusammen und leben eine ganz besondere Art von Gemeinschaft.
Neben Wasserver- und –entsorgung werden Kindergarten und Volksschule sowie die Freiwillige Feuerwehr sowohl für Kärntnerisch als auch Steirisch Laßnitz von der Stadtgemeinde Murau betrieben, die Gemeinde Mettnitz beteiligt sich in guter Zusammenarbeit an den Kosten.
St Egidi
Die Ansiedlung rund um die Kirche St. Ägidius hat schon vor der Erbauung der Burg Murau und der Gründung der Stadt bestanden, römische Funde und die Freilegung von drei karantanischen Gräbern aus dem Frühmittelalter beweisen dies. Es wird angenommen, dass hier ein kleiner Handelsplatz mit gewissen Marktrechten bestand. Er lag an dem seit der Römerzeit bestehenden wichtigen Verkehrsweg durch das Murtal Richtung Lungau und weiter über den Radstädter Tauern sowie an der Straße nach St. Lambrecht weiter nach Neumarkt, Friesach und dem Süden. Mit Gründung der neuen Siedlung rund um die von Ulrich von Liechtenstein 1250 errichteten Burg „Murowe“ verlor St. Egidi seine Bedeutung. Erst ab den 1970er-Jahren begann neuerlich eine Siedlungsentwicklung, die Murau mit St. Egidi verschmelzen ließ. In der ehemaligen Gemeinde Laßnitz erfolgten hier zahlreiche Betriebsansiedlungen, die heute die Anfahrt zu Murau beherrschen und Einkäufer aus dem ganzen Bezirk aber auch aus dem Lungau anlocken.
Laßnitzer Volksschauspiele
Die Laßnitzer Volksschauspiele werden in unregelmäßigen, mehrjährigen Abständen aufgeführt. Wann die Spiele entstanden sind und wer sie verfasst hat, ist nicht bekannt. Die Ursprünge der Volksschauspiele liegen in der Liturgie und im mittelalterlichen Mysteriendrama. Alle Stücke haben lokale Bräuche und mittelalterliche Glaubensinhalte der christlichen Weihnachts- und Osterliturgie zum Inhalt. Von einer ursprünglichen Vielzahl von Spielen stehen heute nur mehr fünf zur Verfügung. „Das Spiel vom reichen Prasser und dem armen Lazarus“ gilt als das älteste und wird zusammen mit dem „Schäferspiel“ aufgeführt. Das „Paradiesspiel“ zeigt die Erschaffung des Menschen, die Vertreibung aus dem Paradies sowie die Erlösung durch Gottes Sohn. Das „Hirtenspiel“ stellt die Geburt Jesu von der Verkündigung des Engels an Maria bis zur Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten dar und das „Genovevaspiel“ handelt von der Legende der Pfalzgräfin Genoveva von Brabant und folgt in seinem Inhalt einem deutschen Volksbuch. Die Texte werden in alter Mundart in Prosa oder Reimform und häufig als Lied vorgetragen, wobei Gestik und Mimik weitestgehend vorgegeben sind.
Früher wurden die Laßnitzer Volksschauspiele in bäuerlichen Stuben und später auch in Gasthäusern der Umgebung aufgeführt. Heute wird der Kultursaal genutzt, wobei als Kulisse immer bloß ein schlichter Vorhang dient. Es werden keine Bühnenbilder und kaum Requisiten verwendet, was dem Publikum eine fantasievolle Auseinandersetzung mit dem Spielgeschehen abverlangt. Für die Bewahrung der Texte, die Terminfestlegung der Aufführung sowie die Auswahl der Stücke und der Schauspieler*innen ist der Spielleiter zuständig. Die Laßnitzer Volksschauspiele wurden 2016 in die österr. Liste des immateriellen Kulturgutes der UNESCO aufgenommen.
Die Bänderhutfrauen
Dass die Tracht nicht nur unter dem Einfluss städtischer Mode, sondern auch aus sich heraus neue Formen zu schaffen verstand, zeigt die Geschichte des sogenannten „Bänderhutes“. Er heißt auch Deutscher oder Gurktaler Hut und erfreut sich heute noch bei Frauen und Mädchen im Krappfeld, Gurk-, Glan- und Metnitztal besonderer Beliebtheit. Das, glatte, aufgebogene Reindl wird mit gelegten Bändern aufgeputzt. Mittels Drahtschlingen werden schwarzseidene, 10- 20 cm breite Bandschlupfen spannhoch geführt und nicht selten mit einem flaumigen Federgesteck bereichert. Die Bänder hängen als kleidsamer Schmuck bis zur halben Länge des Rückens herab. Den Bänderhut zu tragen geriet fast in Vergessenheit, bis einige beherzte Damen aus Kärntnerisch und Steirisch Laßnitz die Bänderhüte von den Dachböden holten und herzeigbar machten. Getragen wird der Bänderhut hauptsächlich an kirchlichen Feiertagen oder bei Trachtentreffen und kommt im Bezirk Murau in Steirisch Lassnitz sowie in St. Marein bei Neumarkt vor, wo er wieder mit Stolz getragen wird.